Crossover-Konzert: Stefan Weilmüster (Saxofon) und Christopher Miltenberger (Klavier) im Glattbacher MühlenForum

Die Musik von Johann Sebastian Bach und seinem Sohn Carl Philipp Emanuel im Spiegel von Jazz und moderner Avantgarde: Ein atemberaubend kontrastreiches und technisch brillantes Crossover-Konzert mit dem Titel »Breakin' Bach« haben der Seligenstädter Saxofonist Stefan Weilmünster und der Karlsteiner Pianist Christopher Miltenberger im Glattbacher Mühlenforum gegeben. 

Der international gefragte Saxofonist Weilmünster lehrt an den Musikhochschulen Frankfurt und Mainz und ist stellvertretender Leiter der Musikschule Seligenstadt. Miltenberger, der als »Lagerfeuerklavierspieler« die Aschaffenburger Kleinkunst-Szene begeisterte, ist Professor an der Musikhochschule Mainz und Mitglied des Orient-Okzident-Ensembles Sarband, das weltweit als »Brückenbauer zwischen den Kulturen« bekannt ist.

Brücken zwischen den Jahrhunderten und Musikstilen baute auch das hervorragend aufeinander eingespielte Saxofon- und Klavierduo. Es trat zweimal unter 2G-Plus-Auflagen mit gleichem Programm am Sonntagvormittag und -nachmittag auf. Die insgesamt 40 Gäste erfuhren von Weilmünster viel Interessantes über die Werke.

Heiter und anmutig begann das Konzert mit Carl Philipp Emanuel Bachs Sonate in g-Moll, die eigentlich für Flöte und Cembalo komponiert ist. Harfengleich ließ Miltenberger die gebrochenen Klavierakkorde perlen. Weilmünster spielte den Flötenpart auf dem Sopransaxofon unter die Haut gehend zärtlich. Das »Adagio« verwandelte er in ein melancholisches Jazz-Thema. Komplett modern arrangiert, mit synkopierten Pop-Rhythmen und geschwätzig-fabulierenden Melodielinien, hat Miltenberger die berühmte »Bourrée« von Johann Sebastian Bach

Aufregende Dissonanzen

Aufregende Dissonanzen und Rhythmus-Verschiebungen zwischen Tango, Blues, Ragtime und Free Jazz brachte die »Hot Sonate« von Erwin Schulhoff. Der 1894 in Prag geborene jüdische Avantgarde-Komponist wurde von den Nationalsozialisten als »entartet« verfolgt und interniert, bis er 1942 starb. 

In eine weitere ungewöhnliche Klangwelt entführte die 1981 entstandene Komposition »Facades« von Philip Glass. Kristallklar gestaltete das Duo die hypnotisch-meditative Minimal Music. Dem Klarinettisten verlangte sie Höchstleistungen in der Zirkular-Atemtechnik ab. Virtuose Höhenflüge gab es mit zwei Tango-Etüden von Astor Piazzolla und drei Preludien von George Gershwin, alles von höchstem Schwierigkeitsgrad, vor allem für das Tenorsaxofon. Die Zuhörer lauschten gebannt dem schlafwandlerisch-sicheren Zusammenspiel und tankten Energie aus der kraftvoll dahinströmenden Musik. 

Auch die Zugabe als Dank für den nicht enden wollenden Applaus war ein musikalisches Juwel: In seiner »Suite hélenique« entfaltet der spanische Komponist und Saxofonist Pedro Itturalde einen prächtigen Bilderbogen mit Motiven aus der griechischen Folklore, mal im 7/8-Takt, mal irrsinnig schnell und mal wunderbar verjazzt.

Melanie Pollinger

Quelle: main-echo.de

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Eine Sternstunde virtuoser, tief berührender Musik